NZZ-Kommentar: Die deutsche Sehnsucht nach dem Islam
Ich hab jetzt keine Sehnsucht nach dem Islam und wünschte, er wäre nicht hier. Aber der Kommentar beschreibt gut, wie die Politik und andere Eliten ihm den roten Teppich ausrollen und dabei dem Islamismus Vorschub leisten.
Link: [https://www.nzz.ch/meinung/die-deutsche-sehnsucht-nach-dem-islam-ld.1822792]
Mitglied
Ich denke, dass der Artikel leider ziemlich undifferenziert ist.
Nur um es vorweg zu sagen: Ich habe keine Sehnsucht nach dem Islam, befürworte den politischen Islam nicht und halte einige islamische Gebote für nicht mit dem Grundgesetz vereinbar.
So weit, so gut. Also stimme ich dem Artikel zu? Nein. Ganz sicher nicht.
Warum das denn nicht? Nun, hier geht es um eine differenzierte Betrachtung.
"Happy Ramadan"
Tja, das habe ich auch schon muslimischen Schülerinnen und Schülern gewünscht, genau wie ich christlichen Schülerinnen und Schülern Frohe Ostern oder Frohe Weihnachten wünsche. Das ist eine Frage der Höflichkeit für mich. Daraus darf niemand eine Sonderbehandlung ableiten. Wenn Schüler mir sagen, dass es wegen des Fastens schwer sei, dem Unterricht zu folgen, dann sage ich Ihnen, dass das ihr persönliches Problem ist und niemand sie zwingt zu fasten (falls sie doch gewzungen werden biete ich natürlich Hilfe an). Und das ist unabhängig davon, ob es fastende Katholiken, Muslime oder angehörige einer anderen Religion sind. Ich wünsche jedem anständigen Mitmenschen, dass er seine religiösen bzw. weltanschaulichen Feste so feiern kann, wie es am besten ist.
Ramadanbeleuchtung
Hie bin ich so zwiegespalten wie die Lage. In einem Fall vermietet eine private Firma einem mutmaßlich privaten Verein (nein, ich traue allem im Umfeld von DiTiB kein Stück, auch wenn es hier noch keine Hinweise auf eine maßgebliche Beteiligung von DiTiB gibt außer der Stadt Köln als Ort) Masten, an denen Lichtdekoration genehmigt ist (Köln), in einem anderen gibt eine Stadt mit knapper Kassenlage (Frankfurt) Geld aus, das sie für die Mehrheit der Bevölkerung nicht ausgibt.
Ersteres ist, was letztlich auch mit der Weihnachtsbeleuchtung passiert. Soll ich das jetzt schlecht finden, weil ein anderere Religion das macht? Das wäre irgendwie gegen das Prinzip der Religionsfreiheit. Andererseits will ich sicher nicht für eine Extrawurst für Muslime bezahlen.
Insofern kann ich auf die Frage, wie ich zu Ramadanbeleuchtung stehe, nur sagen, dass ich dafür und dagegen bin - dafür, wenn muslimische Vereine (Verbände etc.) sie wollen und in Einklang mit dem Gesetz durchführen, dagegen, wenn sie aus der öffentlichen Hand kommen.
Kopftuch
Was ist ein Kopftuch? Ein Stück Stoff? Ein modisches Accesoire? Ein politisches Statement? Eine individuelle Entscheidung? Was anderes? Mehreres oder alles des vorgenanten?
Jede einzelne Antwort ist falsch oder springt zu kurz. Die Lage ist komplex. Und wenn eine Person in Deutschland ein Kopftuch aus religiösen Gründen tragen will, dann soll sie das meinentwegen tun. Wohlgemerkt: Kopftuch. Ich spreche nicht von Burka, Niqab oder dergleichen. Gesichtsschleier sind sicherlich was völlig anderes als verpacktes Haupthaar. Und diese lehne ich ab und halte sie für höchst bedenklich.
Soll eine Frau als Beamtin ein Kopftuch tragen dürfen? Nunja, schwierig. Wenn es so wäre, wie ich es mir als aufgeklärter Staatsbürge wünschen würde, dass das Tragen jeglicher religiöser Symbole in der Ausübung eine Tätigkeit für Bund, Länder oder Kommunen verboten wäre, dann wäre es einfach und die Antwort wäre klar "Nein". Aber so ist es nicht. Religiöse Symbole sind nicht per se verboten. Man darf sich ein Kreuz (einen Davidsstern, einen Halbmond, ...) um den Hals hängen und sichtbar tragen. Auch religiöse Tatoos müssen nicht überschminkt werden. Warum sollte man dann das Kopftuch ablehnen. Ja, da gibt es Gründe, aber die könnte man, mit einigem Recht, auch gegen die Symbole aller anderen Religionen oder Weltanschauungen finden. Ich mag das Kopftuch bei Beamten so wenig wie einen Laptop mit Sea Sheperd Aufklebern in Übergröße. Letzteres hat allerdings bei mir einen noch schlechteren Stand: Das ist eine Organisation, die an und für sich terroristisch war (oder noch ist) und sich nie dafür entschuldigt hat. Und während es islamische Terroristen gibt, so kann man niemals das Argument machen, dass alle Muslime Terrorsisten sind.
Also wenn ich schwerwiegenderes tolerieren muss, dann muss ich auch ein Kopftuch bei Beamtinnen tolerieren.
Integration
Hier will ich nicht zu viele Worte verlieren. Ich habe da schon eniges gesagt und werde auch immer wieder einiges sagen. Und sagen wir mal so, ich werde sicherlich keinen Türkeiurlaub machen, so lange die AKP dran ist. Und auch Saudi Arabien oder Iran stehen nicht auf der Liste der Länder, die ich ohne Angst vor Verhaftung bereisen würde. Wenn es Leute in Deutschland gibt, die meine Meinung den Regimen kundgetan haben, dann wäre das für mich ein Spiel mit dem Feuer. Und zumindest bezüglich der Türkei muss ich das ernsthaft annehmen, seit ich einer Schülerin mal die Augen bezüglich Erdogan geöffnet habe und es riesigen Streit mit deren Eltern gab, die mir verbieten wollten, ihrer Tochter belegbare Wahrheiten zu sagen. Meine Antwort war, dass sie das nie würden tun können.
Andererseits sind Ausfälle wie DiTiB nicht alles und es gibt genug einzelne, die sich als Musliem zu unser freiheitlich demokratischen Grundordnung bekennen und integriert sind. Wie die das mit Koran verbinden? Das ist nicht mein Problem.
Um es nochmal klar zu sagen: Ich identifiziere mich als Christen. Allerdings bin ich auch Staatsdiener und denke als solcher säkular. Ich halte einen säkularen Staat für wichtig.
Genau deshalb lehne ich den Artikel, der zu sehr in eine Richtung Stimmung macht und andere Stimmen auslässt, ab. Das ist Populismus und nur dazu geeignet, die Gräben zu vertiefen und die Leute, die eigentlich bei uns sind, also die angepassten, "gemäßigten" Muslime, wieder zu unseren Feinden, also den radikalen Muslimen zu treiben, weil man denen keinen Platz lässt.